„Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“
So lautet der Monatsspruch für Januar. Die Bibel redet hier ganz menschlich von Gott wie von einem Meister, der sein Werk nach getaner Arbeit voll Zufriedenheit betrachtet. Hier könnten und sollten wir natürlich der Frage nachgehen, was wir Menschen aus dieser „sehr guten“ Schöpfung gemacht haben. Das wäre auch ein wichtiges, aber anderes Thema.
Da wir uns, wenn Sie die Ausgabe dieses Gemeindebriefes in den Händen halten, noch ganz am Anfang des neuen Jahres befinden, bietet sich an, einmal – so wie Gott – einen Rückblick auf das Zurückliegende, das Geleistete und Erreichte vorzunehmen. Natürlich sind wir nicht Gott, sondern unvollkommene Menschen, aber in demselben biblischen Kapitel heißt es ja auch, dass uns Gott zu seinem Ebenbild geschaffen habe. Dieser Blick zurück mit einem Auge für das Gute dient nicht dazu, unser Ego zu steigern oder uns selbst auf die Schulter zu klopfen.
Vielmehr sollte dieser Blick mit Dankbarkeit verbunden sein, mit der Dankbarkeit für die Gaben und Fähigkeiten, die uns Gott ganz persönlich gegeben hat und für die Gelegenheiten, sie sinnvoll einzusetzen. Anders als bei den sogenannten guten Vorsätzen geht es aber nicht darum, das alte Jahr wie ein lästiges abgetragenes Kleidungsstück hinter uns zu lassen und ganz neu anzufangen. Das ist eine Illusion, und ich wundere mich immer wieder darüber, wie schnell dann das neue Jahr nicht mehr neu ist und die alten Probleme wieder da sind. Es geht vielmehr darum, gute Ansätze zu sehen, sich darüber zu freuen und weiter daran zu arbeiten.
Konkret können wir uns also fragen: Was habe ich 2022 gut gemacht? Wo habe ich z.B. einem Menschen geholfen? Wo habe ich bei dem, was ich in Angriff genommen hatte, positive Ergebnisse erzielt? Wo ist mir etwas Gutes passiert und was habe ich selbst dazu beigetragen? Wie kann ich so weitermachen?
Diese Fragen kann jede/r nur für sich persönlich beantworten. Ich möchte aber aus größeren Zusammenhängen (beispielsweise der Politik) drei Beispiele für gute Ansätze bei drei scheinbar unlösbaren Problemen nennen:
1) Corona: Profis im Bereich von Medizin, Pflege und Forschung haben sehr schnell Methoden zur Bekämpfung der Pandemie entwickelt und angewandt. Ein Großteil der Bevölkerung hat die damit verbundenen Maßnahmen und Einschränkungen mitgetragen.
2) Ukraine: Erstaunlich viele haben nicht nur Fähnchen geschwungen, sondern Herzen und sogar Türen für die Geflüchteten geöffnet.
3) Klimawandel: Die Einsicht, dass man etwas tun müsse, und die Bereitschaft, tatsächlich etwas zu tun, haben deutlich zugenommen. Das gilt besonders für die viel gescholtene Jugend. Hatte man früher gedacht (und ich schließe mich da durchaus ein), sie sei nur an Konsum interessiert, so beschämt sie uns Ältere jetzt mit ihrem Engagement, hält uns deutlich die Dringlichkeit der Situation vor Augen.
Zu all diesen drei Punkten könnte ein „Ja, aber…“ kommen. Doch verzichten wir einmal bewusst darauf. Konzentrieren wir uns weniger auf gute, aber illusorische Vorsätze und mehr auf die Weiterarbeit an guten erprobten Ansätzen. Als fehlbare Menschen werden wir es dabei nicht wie Gott „sehr gut“ machen, wir werden nicht das Paradies auf Erden schaffen. Aber als Ebenbild Gottes dürfen wir seine Gehilfinnen und Gehilfen sein und die Welt dem Paradies ein Stückchen näher bringen.
In diesem Sinne wünschen ich Ihnen ein segensreiches neues Jahr.
Prädikant Reinhold Trott